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Jobprofil Heilpädagogik

Heilpädagog*innen unterstützen Menschen pädagogisch und therapeutisch ganzheitlich in ihrer Entwicklung. Beispielsweise in interdisziplinären Praxen, der Kinder- und Jugendhilfe oder der Eingliederungshilfe.


Hier erfahren Sie alles, was Sie über den Beruf der Heilpädagogin/ des Heilpädagogen wissen müssen — von der Bewerbung bis hin zu Einsatzmöglichkeiten.



Steckbrief: Heilpädagog*in, staatlich anerkannt

Art der Ausbildung:

Aus- und Weiterbildung an Fachschule, Studium an Universität

Ausbildungsdauer:

Vollzeit 1,5 – 2 Jahre, Teilzeit 3 bis 4 Jahre

Durchschnittsgehalt:

min. 2.700 €, max. 4.700€

Einstiegsgehalt:

SuE, je nach Tätigkeit S9 – S11b


Das Berufsprofil: Heilpädagog*in

Das Berufsbild in der Heilpädagogik ist äußerst vielseitig: Menschen in allen Lebensphasen werden in ihrer Entwicklung unterstützt. Dabei geht es grundlegend immer darum, Menschen zu befähigen sich selbst zu befähigen, in Montessoris Sinne „Hilf mir es selbst zu tun“. Ziel ist es die Lebensqualität zu erhöhen, durch eine Erhöhung der Autonomie und Teilhabe. Das kann durch eine Veränderung der Rahmenbedingungen, neue Blickwinkel im Umfeld oder neue Kenntnisse und Fähigkeiten erreicht werden.

Das Spektrum umfasst die Arbeit mit kleineren Kindern über Jugendliche, Erwachsene oder Senioren bis hin zur Familienhilfe und der Arbeit mit Menschen mit Behinderung. Die Heilpädagog*in bietet bedürfnisorientiert Angebote an, um Lösungen für erschwerende Bedingungen zu finden: zum Beispiel in der Frühförderung und stationären Jugendhilfe.

Generell arbeiten Heilpädagog*innen in Sozial-psychiatrischen Zentren, Heilpädagogischen Praxen, Reha-Einrichtungen, Integrativen Kindergärten, Inklusionsklassen, Schulen für Kinder mit kognitivem Unterstützungsbedarf, der Schulbegleitung, Familienhilfe, Beratungszentren, Landratsämtern, in der Aus-, Fort- und Weiterbildung oder der Führung von Teams im Sozialwesen.

Sie diagnostizieren Förderbedarfe, planen und dokumentieren Angebote, erarbeiten pädagogische Konzepte, begleiten beratend, unterstützen persönliche Entwicklungen, bilden weiter, stoßen Veränderungsprozesse an und begleiten diese, sowie gestalten Teamprozesse.

Durch die breit gefächerten Einsatzgebiete besitzen Heilpädagog*innen vielfältige Berufsaussichten, die in den unterschiedlichsten Sektoren des Sozialwesens angesiedelt sein können.

Heilpädagog*innen haben den Anspruch eine ganzheitliche Sicht mit und auf die Menschen, die sie begleiten, zu haben. Daher ist die Heilpädagogik eine eklektische Wissenschaft, die sich vieler Fachbereiche bedient: Soziologie (wie funktioniert Gesellschaft?), Psychologie (wie funktioniert unser Verhalten?), Pädagogik (was ist förderlich, was hinderlich für Entwicklung?), Medizin (wie funktioniert unser Körper?), Rechtswissenschaften (wie können Hilfen gestaltet und finanziert werden?), Methodik (welche konkreten Hilfestellungen können wir anbieten?) und Didaktik (wie können wir Lernen erleichtern?).

Der Arbeitsalltag einer Heilpädagog*in kann je nach Arbeitsfeld sehr unterschiedlich aussehen. Grundlegend sind sie in den Funktionsfeldern der Bildung, Beratung und Führung tätig. Meist tragen Heilpädagog*innen eine hohe Verantwortung und arbeiten überwiegend eigenverantwortlich. Manche sind überwiegend alleine und in Einzelsettings tätig (z.B. in einer Praxis oder Beratungsstelle), andere arbeiten im Team in Gruppen (in stationären Hilfen oder einer Schule).

Der Kontakt mit Jugend- und Landratsämtern kann dabei auch zum täglichen Geschäft gehören. Administrative Aufgaben sind dabei unumgänglich, da die Arbeit stets dokumentiert wird, um eine nachhaltige Begleitung zu gewährleisten und die Zielerreichung zu überprüfen.


Vorteile

  • kreativ

  • vielfältig

  • mit Menschen

  • zukunftsträchtig


Nachteile

  • Zwischenmenschliche Herausforderungen

  • Schichtdienst und Wochenenddienst möglich


Wie werde ich Heilpädagog*in?

Wer Heilpädagog*in werden möchte, kann ein Studium absolvieren (Heilpädagogik, Inclusiv Education, Inklusionspädagog*in), eine Ausbildung oder berufsbegleitende Weiterbildung absolvieren. Zur Weiterbildung sind je nach Bundesland eine pädagogische Grundausbildung und Berufserfahrung Voraussetzung.

Fachhochschulen, Hochschulen und Universitäten bieten diesen Studiengang an. Der Bachelor of Arts wird dabei innerhalb von drei bis vier Jahren erreicht. Im anschließenden Master kann sich eine Heilpädagog*in in weiteren vier bis sechs Semestern spezialisieren. Im Zuge des Studiums werden Praktika absolviert.

In den Aus- und Weiterbildungsgängen liegt der Fokus auf dem handlungsorientierten Anteil der praktischen Arbeit. Es gibt hier Unterschiede in den Ausrichtungen (kirchlich, anthroposophisch, freie Träger*innen) und in Schwerpunkten (z.B. entwicklungspsychologisch, methodisch, zukunftsorientiert, …).

Die hohe Angebotsvielfalt ermöglicht es für sich das passende Angebot zu finden. Es lohnt sich die unterschiedlichen Bildungsanbieter*innen und deren Schwerpunkte zu vergleichen.


Welche Fähigkeiten sollten angehende Heilpädagog*innen mitbringen?


Personale Kompetenzen der Bewerber*in:

Die Bewerber*in bringt Einsatzbereitschaft mit. Einsatzbereitschaft und Durchhaltevermögen sind zum Beispiel bei einer berufsbegleitenden Weiterbildung über drei Jahre notwendig. Offenheit für Veränderungen sind essentiell für das Selbstlernen. Dazu gehört auch die Lernbereitschaft.

Die Fähigkeit Gruppenmitglieder zu unterstützen hilft bei der Vernetzung und dem gemeinsamen Lernen, sowie Erarbeiten von Neuem.

Heilpädagog*innen haben es häufig mit schwierigen Situationen und Krisen zu tun. Hilfreich für den Beruf der Heilpädagog*in ist es, wenn die Bewerber*in sich von außen gelassen betrachten kann.


Sozial-kommunikative Kompetenzen der Bewerber*in:

Teamfähigkeit, Dialogfähigkeit und Integrationsfähigkeit sind wichtige Kompetenzen für heilpädagogisches Tun. Experimentierfreude und Verständnisbereitschaft unterstützen aufbauende Lernprozesse.

Fach- und Methodenkompetenzen der Bewerber*in:

Organisationsfähigkeit ist eine sehr förderliche Stärke, um sich, Teams und notwendige Abläufe der Tätigkeit zu organisieren.

Aktivierung- und Handlungskompetenz der Bewerber*in:

Handlungen aus eigenem Antrieb gut und gerne auszuführen, ist eine Ressource, auf der eine Aus- und Weiterbildung aufbauen kann. Die Fähigkeit zuversichtlich zu handeln ist sehr förderlich für die Tätigkeiten einer Heilpädagog*in, die Menschen motivierend in Veränderungen begleitet.



Arbeitgebende: Wer sucht Heilpädagog*innen?

Als Heilpädagog*in steht die Entscheidung frei, ob mit Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen oder Senioren gearbeitet wird. Ausgebildete Heilpädagog*innen finden unter anderem folgende Einsatzorte:


· Regelkindergarten

· Förderkindergarten

· Kindertagesstätten

· Individuelle Frühförderung (0-6 J.)

· Wohnangebote für (junge) Menschen mit Unterstützungsbedarf

· Beratungsstellen

· Vereine, Träger

· Inklusions (Vor-) Schule

· Schulen

· Sozialpädiatrische Zentren

· Psychosomatische, psychiatrische Kliniken

· Sozial-psychologische Hilfen

· Tagesförderstätten

· Werkstätten für Menschen mit Unterstützungsbedarf

· Heilpädagogische Praxen

· Führungspositionen im Sozialwesen

· Selbständigkeit

· Erwachsenenbildung

· Fortbildung

· Wissenschaftliche Tätigkeit, Forschung (für Studienabsolvent*innen)


Gehalt: Was verdienen Heilpädagog*innen?

Das Gehalt von Heilpädagog*innen ist von der Qualifikation, Berufserfahrung, Spezialisierung, Tätigkeit sowie Größe und Lage der Arbeitgebenden abhängig.

Laut geltendem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (SuE) werden Heilpädagog*innen von S9 bis S11b eingruppiert. Mindestens sind 2.700 €, maximal 4.700 € zu erwarten.


Einstieg: Aussichten von Heilpädagog*innen

Der Bedarf an Heilpädagog*innen wächst. Durch den demografischen Wandel und allgemeinen Fachkräftemangel werden Heilpädagog*innen gerne in angrenzenden Berufsfeldern eingesetzt. Auf eine Stellenausschreibung kommen je nach Bundesland zwischen sieben und drei Bewerber*innen.

Zusammenfassend sind die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt sehr gut, was vor allem daran liegt, dass einerseits der Bedarf wächst (z.B. Frühförderung, sozial-emotionale Förderung, Autismus und ADHS Diagnosen) und andererseits weniger Menschen Heilpädagog*innen werden (demografischer Wandel).


Bewerbung: Womit punkten Heilpädagog*innen?

Heilpädagog*innen können neben einer aussagekräftigen Bewerbung mit entsprechendem Anschreiben (aus dem die Motivation für die ausgeschrieben Stelle hervorgeht), Lebenslauf und Zeugnissen zusätzlich durch folgende Fähigkeiten überzeugen:

  • Analytische und organisatorische Fähigkeiten

  • Hohes Interesse, Neugierde für Menschen und deren Entwicklung

  • Starke Belastbarkeit, psychische Stabilität und die Fähigkeit, auch in schwierigen Situationen einen klaren Kopf zu bewahren

  • Die Fähigkeit, sich abgrenzen zu können

  • ausgeprägte soziale Kompetenzen

  • Kommunikationsstärke

  • Die Fähigkeit, im Team zu arbeiten

  • Hohes Durchsetzungsvermögen und souveränes Auftreten

  • Einfühlungsvermögen

  • Freude an Beratung, Anleitung und Vermittlung

  • Verantwortungsbewusstsein, Offenheit und Freude an Neuem

Karriere: Aufstiegschancen für Heilpädagog*innen?

  • Für Heilpädagog*innen stehen verschiedene Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten offen. Beispielsweise ist eine Ausbildung zur systemischen Beratung oder zur Kinder- und Jugendpsychotherapie möglich. Diese Ausbildung dauert mehrere Jahre und ist sehr intensiv. Anschließend kann in der Kinder- und Jugendpsychiatrie gearbeitet werden.

  • Viele Heilpädagog*innen spezialisieren sich auf einen Bereich, weshalb Heilpädagog*innen aufgesucht werden (z.B. Autismus) oder eine Methode (z.B. Psychomotorik, Unterstützte Kommunikation, etc.). Als Fachexpert*innen sind sie als Berater*innen und Trainer*innen tätig, begleiten Kolleg*innen, Teams und Organisationen im Sozialwesen.

  • Wenn hingegen eher die Arbeit in Unternehmen angestrebt wird, können Weiterbildungen im Bereich Organisationsentwicklung absolviert werden. Hierbei wird zum Beispiel Organisationspsychologie oder auch Teamentwicklung vermittelt.

  • In der Lehre und der Führung ist es für Heilpädagog*innen möglich Karriere zu machen.



Arbeitsmarkt: Wie hat sich das Berufsfeld in der Heilpädagogik entwickelt?

Ursprünglich stand die „Soziale Arbeit“ als Überbegriff für Dienste mit und am Menschen. Die Anfänge waren kirchlich geprägt. Nach dem zweiten Weltkrieg entstanden spezifische Professionalisierungsangebote, wodurch sich die Heilpädagogik von der Sonderpädagogik abgrenzte und für Hilfen außerhalb der Schule zuständig war.

Mittlerweile nähern sich die Bereiche der Sozialen Arbeit wieder etwas an.


Heilpädagogik: Welche Chancen haben Frauen in der Heilpädagogik?

Frauen sind im Bereich der Heilpädagogik stark vertreten.

Soziale Arbeit, als Dienstleistung gesehen, wurde in der Vergangenheit grundsätzlich Frauen zugesprochen, da Parallelen zur Fürsorgetätigkeit und zur Hausarbeit gezogen wurden. Beim Blick auf die sozialpädagogischen Berufsfelder wird deutlich, dass Frauen heutzutage immer noch bei der Arbeit mit Kleinkindern deutlich überrepräsentiert sind. In der Kinder- und Jugendhilfe nimmt der Frauenanteil etwas ab, liegt aber immer noch über dem Männeranteil.

Auffallend ist jedoch, dass Männer häufiger in planender und leitender Funktion eingesetzt sind. Daher setzt sich zum Beispiel die Innovation HP+, eine Fachschule für Heilpädagogik mit ihrem Konzept dafür ein, dass Frauen (in Berufstätigkeit und/ oder in Elternschaft) sich in der Heilpädagogik teils flexibel weiterbilden und den Schwerpunkt „Führung“ wählen können. Damit werden Frauen unterstützt Führungspositionen im Sozialwesen einzunehmen.


Ähnliche Berufe wie Heilpädagog*in:

Sonderpädagog*in, Sozialpädagog*in, Sozialarbeiter*in, Ergotherapeut*in, Kunsttherapeut*in


Quellen:


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